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01. Dez 2022 / Wirtschaftsprüfer & Steuerberater
Lukas Aichner
Steuerberater und Wirtschaftsprüfer
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Weihnachtsgeschenke

Die steuerliche Handhabung von Geschenken, Weihnachtsessen und Gutscheinen


Aus aktuellem Anlass informieren wir Sie in der Folge über die steuerliche Behandlung von Weihnachtsgeschenken bzw. Geschenken im Allgemeinen:

* werden mehrere Güter als Ganzes verschenkt, sind diese als Einheit zu sehen z. B. Lebensmittel in einem Geschenkkorb;
** falls die Zuwendungen an Arbeitnehmer insgesamt im Jahr 2022 den Betrag von € 3.000 (die Tankgutscheine bis zu € 200 sind hierfür nicht zu berücksichten) übersteigen, unterliegt der gesamte Betrag der Zuwendung der Lohnsteuer und den Sozialabgaben;
*** Was die Zahlung der MwSt bei Geschenken anbelangt, so werden normalerweise Eigenrechnungen ausgestellt und über die SdI-Plattform übermittelt, um dem Empfänger nicht den genauen Wert des Geschenkes bekanntzugeben (sowohl im Abschnitt des Lieferanten als auch des Käufers müssen in der elektronischen Rechnung die eigenen Daten für die Eigenrechnung angeführt werden). In diesem Fall wird die Eigenrechnung und die zugehörige MwSt nur im Register der Ausgangsrechnungen gebucht. Alternativ dazu kann natürlich auch eine Rechnung an den Beschenkten ausgestellt werden, mit dem Hinweis, nur die Überweisung der MwSt zu tätigen. Die nicht abgewälzte MwSt ist aus der Sicht der Einkommenssteuer nicht absetzbar („Steuern und Gebühren nicht absetzbar“);
**** gemäß einer wörtlichen und sehr vorsichtigen Auslegung des Art. 2, Abs. 2 Ziffer 4, VPR 633/1972 gilt der MwSt-Abzug für Geschenke an Kunden/Geschäftspartner mit Wert bis zu € 50,00 nur für Unternehmer und nicht für Freiberufler – das Gesetz spricht hier ausschließlich von „… attività propria dell’impresa…“. Demnach dürften Freiberufler die MwSt auch für den Ankauf von Geschenken im Wert von bis zu € 50,00 nicht in Abzug bringen bzw. müssten eine Eigenrechnung ausstellen, sofern sie die MwSt beim Ankauf in Abzug bringen. In der Fachdoktrin wird jedoch mehrheitlich die Auffassung vertreten, dass die Bestimmung der Unternehmen auch für die Freiberufler anwendbar ist.

 

 

Weihnachtsessen mit den Mitarbeitern


Bei den Weihnachtsessen mit den Mitarbeitern handelt es sich um gemeinnützige Personalausgaben, die im Ausmaß von 75 Prozent  und maximal bis zu 0,5 Prozent der Personalkosten abzugsfähig sind. Hinsichtlich der MwSt darf kein Vorsteuerabzug getätigt werden. 
Nachdem die Finanzverwaltung bislang diesbezüglich nie ausdrücklich Stellung genommen hat und das Weihnachtsessen meist zur Förderung von Zusammenarbeit, Zusammenhalt sowie als Dank und Anerkennung veranstaltet wird, könnte dies als vorwiegendes Interesse des Unternehmens zu werten sein und demnach eine betriebliche Zugehörigkeit vorliegen, womit auch ein Vorsteuerabzug denkbar wäre.
Wir empfehlen Ihnen jedoch grundsätzlich die Vorsteuer in diesen Fällen nicht in Abzug zu bringen.

 

 

Verkauf von Gutscheinen


Nachdem besonders in der Weihnachtszeit auch Gutscheine verschenkt werden und seit 01.01.2019 eine diesbezügliche Neuregelung gilt, fassen wir die steuerliche Behandlung derselben kurz zusammen, wobei man zwischen Einzweck- und Mehrzweckgutscheinen zu unterscheiden hat. Als Einzweckgutschein gelten solche Gutscheine, für die bereits bei der Ausstellung der Ort der Lieferung oder der Leistung, der Gegenstand bzw. die Leistung und die geschuldete MwSt feststehen. Es müssen also von Anfang an alle Eckdaten der Lieferung oder Leistung (vor allem der geschuldete MwSt-Satz) feststehen, welche für die Fakturierung erforderlich sind. Bei Einzweckgutscheinen gilt der Umsatz bei der Ausgabe des Gutscheins als getätigt. Das entsprechende Entgelt wird wie eine Vorauszahlung behandelt.

Beispiel: Gutschein für den Einkauf in einem bestimmten Geschäft, welches Gegenstände verkauft, die alle einem einheitlichen MwSt-Satz unterliegen (somit kann bereits bei der Ausstellung die geschuldete MwSt klar definiert werden).

Als Mehrzweckgutschein gelten alle Gutscheine, die nicht die Voraussetzungen des Einzweckgutscheins erfüllen, für die also bei der Ausgabe noch nicht die Art der Lieferung oder Leistung und die geschuldete MwSt für die betreffenden Gegenstände feststehen. Die Ausgabe von solchen Gutscheinen unterliegt nicht der MwSt . Erst beim Einlösen des Gutscheins steht die geschuldete MwSt fest und erst dann ist ein steuerlicher Beleg (Rechnung oder Handelsbeleg) auszustellen. Die Übertragung des Gutscheins wird demnach wie die Übertragung eines Guthabens behandelt.

Beispiele für Gutscheine und dem Moment der Umsatztätigung

  1. Ein Unternehmer kauft für seine Angestellten Einzweckgutscheine im Wert von je € 100,00. Der Einzelhändler stellt die Gutscheine aus und muss gleichzeitig eine Rechnung oder einen
    Handelsbeleg mit MwSt an den Unternehmer ausstellen.
  2. Ein Unternehmer kauft für seine Angestellten Mehrzweckgutscheine im Wert von je € 100,00. Der Einzelhändler stellt die Gutscheine aus – hiermit entsteht noch kein Umsatz, de facto erhält der Einzelhändler nur eine Anzahlung (Verbindlichkeit) für einen künftigen Warenverkauf bzw. für eine zu erbringende Dienstleistung. Sobald die Beschenkten (Angestellten) den Gutschein im Geschäft einlösen, muss ein Handelsbeleg oder eine Rechnung ausgestellt werden, welche der MwSt unterliegt.

 

 

Einige praktische buchhalterische Beispiele für Unternehmer


Beispiel 1 – Einkauf Fremdwaren (10 Hüte zu je € 45,00 + 22% MwSt), welche an Kunden verschenkt werden => Einzelstückwert unter € 50,00

Repräsentation voll abs. (B14 G+V) an Lieferanten (D7 Passiva)       450,00 549,00
MwSt-Einkauf (CII 4 bis Aktiva)                                                      99,00

Beispiel 2 – Einkauf Fremdwaren (10 Pullover zu je € 70,00 + 22% MwSt), welche an Kunden verschenkt werden => in diesem Fall ist die MwSt nicht absetzbar, da Einzelstückwert über € 50,00:
Repräsentation teilw. abs. (B14 G+V) an Lieferanten (D7 Passiva) 854,00 854,00

Beispiel 3 - Ausstellen einer Eigenrechnung (eigene Produktions- oder Handelsware im Wert von € 100,00, wird verschenkt):
Eigenrechnung Kunde (CII 1 Aktiva) an Erlöse Warenverkauf (A1 G+V ) 122,00 100,00
                                                        MwSt-Verkauf (D12 Passiva)                  22,00

Repräsentationspesen (B7 G+V) an Eigenrechnung Kunde (CII 1 Aktiva) 100,00 122,00
nicht absetzbare Steuern (B14 G+V)                                                    22,00

Beispiel 4 – Verkauf von Einzweckgutscheinen im Wert von € 122,00 (aus der Sicht des Händlers) a) bei Ausstellung des Gutscheins
Kunde (CII 1 Aktiva) an Erlöse Warenverkauf (A1 G+V ) 122,00 100,00
MwSt-Verkauf (D12 Passiva)                                                    22,00

Beispiel 5 – Verkauf von Mehrzweckgutscheinen im Wert von € 122,00 (aus der Sicht des Händlers) (Umsatz gilt erst bei Einlösung als getätigt)
a) bei Ausstellung des Gutscheins
Kunde (CII 1 Aktiva) an Verbindlichkeiten Gutscheine (D6 Passiva)122,00 122,00
b) bei Einlösen des Gutscheins
Verbindlichkeiten (D6 Passiva) an Erlöse Warenverkauf (A1 G+V) 122,00 100,00
MwSt-Verkauf (D12 Passiva)                                                      22,00

Aus der Sicht des Erwerbers der Gutscheine gibt es für die Zwecke der Einkommenssteuern bis heute leider keine offizielle Stellungnahme von Seiten der Einnahmenagentur. Es ist aber davon auszugehen, dass der gesamte Betrag (€ 122,00) als entsprechender Aufwand („Repräsentationskosten teilweise absetzbar“ oder als „Geschenke für Personal“) zu verbuchen ist.

Für eventuelle Rückfragen oder Klärungen stehen wir gerne zur Verfügung.